Inklusionschor Crailsheim

 

1. Um welches Projekt handelt es sich und wann hat das Projekt begonnen?

In der Evang. Kirchengemeinde Crailsheim-Ingersheim existiert seit ca. vier Jahren ein inklusiver Projektchor, in dem Menschen mit und ohne Behinderung bei einem jährlichen Inklusionsgottesdienst gemeinsam auftreten. Dabei ist eine bunte Mischung zwischen dem regulären Chor der Kirchengemeinde und den Menschen mit Behinderung, die über die Lebenshilfe Crailsheim, die LebensWerkstatt und die Offenen Hilfen begleitet werden, entstanden.

 

2. Welche Überlegungen haben Sie geleitet?

Es entwickelte sich dann parallel die Idee, diesen Chor nicht nur einmal im Jahr zu diesem Gottesdienst auftreten zu lassen, sondern eine größere Regelmäßigkeit bezüglich des gemeinsamen Probens und Aufführens zu bekommen. Geplant waren drei Gottesdienste im Kirchenjahr, die durch den Projektchor gestaltet werden sollten. Ziel war es, das gemeinsame Singen in der Gemeinde für Menschen mit und ohne Behinderung zu fördern.

 

3. Wie wurde die Projektidee umgesetzt?

Die Chorleiterin der Kirchengemeinde war bereit, den Projektchor während ihres Erziehungsurlaubs zu leiten. Die Kirchengemeinde stellte die Räumlichkeiten für die Chorproben zur Verfügung. Außerdem wurde entsprechendes Notenmaterial angeschafft und auf die Bedürfnisse der Sängerinnen und Sänger umgearbeitet.

 

4. Ist das Projekt beendet?

Im Grundsatz nein. Es laufen derzeit die Planungen für den nächsten Gottesdienst am 14.03.2020 in der Friedenskirche. Allerdings ist durch den Weggang von Pfr. L., der treibenden Kraft auf Seiten der Kirchengemeinde, ein „Zurückfahren“ in Bezug auf die Erwartung an den Chor zu verzeichnen. Es pendelt sich auf dem Level eines jährlichen Events ein und das erscheint insgesamt für alle Seiten auch als passend.

 

5. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Es steht und fällt mit einigen wenigen treibenden Kräften (wie eigentlich überall). Die Zusammenarbeit in Bezug auf eine projektbezogene Aktivität funktioniert im Großen und Ganzen gut, ein kontinuierliches Zusammenwachsen zwischen dem Chor und den Menschen mit Behinderung in Crailsheim hat in der vielleicht erhofften Form nicht stattgefunden.

 

6. Welche Erkenntnisse im Blick auf Auftrag und Möglichkeiten von Kirche und Gemeinden haben Sie gewonnen?

Wir haben ein Folgeprojekt mit der Evang. Familienbildungsstätte Crailsheim (fbs) entwickelt, das den Interessen der Klient*Innen entspricht und die Ausrichtung auf kontinuierliche Angebote im Sinne der Freizeitgestaltung bedienen kann. Dazu werden einige Kurse der fbs so konzipiert, dass Menschen mit Behinderungen problemlos daran teilnehmen können: Töpferkurs, Weihnachts-Backkurs, Hand-Lettering und Männertreff.

Eine zentrale Erkenntnis ist sicherlich, dass der Wille und das Interesse der Kirchengemeinde gerade in Bezug auf Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen nicht immer den Interessen dieser Menschen entspricht.

Zum Abbau der gegenseitigen Vorbehalte benötigen es Zeit und vertrauensbildende Kontakte, die sich über gemeinsame Interessen ergeben.

 

7. Kam es zu nachhaltigen Veränderungen?

Sicherlich in dem Sinne, dass das Bekenntnis zu einem Inklusionsgottesdienst nach wie vor vorhanden ist. Die Einbeziehung der Menschen mit Behinderungen in das allgemeine Leben der Kirchengemeinde wollen wir aber beispielsweise über ehrenamtliche Tätigkeiten wie der Mithilfe bei Gemeindefesten oder engere Patenschaften bei Aktionen festigen. Dazu haben mit den Verantwortlichen der Kirchengemeinde auch schon sehr konstruktive Gespräche stattgefunden.