Inklusion ohne Grenzen

1. Um welches Projekt handelt es sich und wann hat das Projekt begonnen?

Das Projekt "Inklusion ohne Grenzen" mit insgesamt 26 Einzelveranstaltungen fand im März 2018 im Kirchenbezirk Waiblingen statt. Vorbereitet wurde es im Jahr 2017. Es gab eine Steuerungsgruppe mit Vertretern aus der Gemeindediakonie und Diakonischen Einrichtungen des Kirchenbezirks Waiblingen. Zur Steuerungsgruppe gehörten: Pfarrerin Nancy Bullard-Werner (Diakonie Stetten, Monika Deyhle (Paulinenpflege Winnenden), Pfarrerin Anne Koch (Beinstein), Traugott Ziwich (Waiblingen) und Pfarrer Matthias Wagner.

 

2. Welche Überlegungen haben Sie geleitet?

Im Projektantrag haben wir es so formuliert: "Die Vielfalt menschlicher Lebenswelten als Menschen mit und ohne Behinderung, als Menschen, die geflüchtet sind, als Menschen, die eingeschränkt leben aufgrund des Alters, der Herkunft oder anderer Merkmale, soll erlebt werden können. Es soll zu Begegnungen, zum Austausch und zum Miteinander beim Diskutieren, Musizieren, Singen, Feiern und Anderem kommen."

Es war klar, dass die Veranstaltungsreihe, die dazu konzipiert wurde, nur ein Anstoß sein konnte, Inklusion neu zu denken, auszuprobieren und eigene neue Anstrengungen zu unternehmen. Aber dieser Anstoß sollte gegeben werden.

 

Quelle: privat

 

3. Wie wurde die Projektidee umgesetzt?

Es galt zunächst, die Gemeinden und insbesondere die Pfarrerschaft des Kirchenbezirks für dieses Projekt zu interessieren und zu gewinnen. Dies geschah durch Anschreiben und Informationen auf Dienstbesprechungen und es wurden Beispiele für Inklusionsgottesdienste, Inklusion im Konfirmandenunterricht, Inklusion in der Erwachsenenbildung vorgestellt.

Ein Gottesdienstentwurf in leichter Sprache wurde erarbeitet und zur Verfügung gestellt. Ebenso wurden Kontakte zu inklusiven Gruppen weitergegeben. Vom Steuerungsteam wurde viel Vermittlungsarbeit geleistet. Dazuhin wurden die Finanzmittel in die einzelnen Gemeindeprojekte gegeben. Insgesamt standen 5.000 Euro aus dem „Aktionsplan Inklusion“ zur Verfügung. Die Mittel wurden komplett ausgeschöpft.

Verantwortlich für die Durchführung waren die einzelnen Gemeinden. Das bunt gemischte Programm umfasste Gottesdienste, Gmeinde-Mittagessen, ein Café International, Begegnungsabende, Vorträge und kulturelle Angebote.

 

4. Ist das Projekt beendet?

Die einzelnen Veranstaltungen hatten eine gute Resonanz, sowohl in der Presse als auch im Gemeindeleben und beim Bericht in der Bezirkssynode. Die bestehende Arbeit mit Geflüchteten, mit Menschen in Armut und mit Menschen mit Behinderungen wurde gesehen und gewürdigt. Es gab neue Überlegungen. Inwieweit sie zu einer konkrete Fortführung des Projektes geführt haben, lässt sich nur schwer einschätzen. Die Veranstaltungstage zu „Inklusion ohne Grenzen“ waren schon so etwas wie Highlight-Tage. Als Rückmeldung kam auch die Frage, wie kann solch ein Engagement nachhaltig organisiert werden.

 

5. Welche Erfahrungen haben Sie durch das Projekt gemacht?

Die Frage nach Inklusion war in manchen Gemeinden wie ein Lackmustest für bestehendes Gemeindeleben. Da war zum Beispiel die Idee nach dem Gottesdienst ein Gemeindemittagessen durchzuführen. Aber was gibt es zu beachten, damit es wirklich "inklusiv" wird? Wie sieht einladende Gastfreundschaft aus? Bekommen wir das hin? Wer hilft uns? Haben wir genügend Freiwillige, die mit anpacken? Da gab es die Erfahrung, dass sich im Gemeindeleben Vieles geändert hat und der Kreis der Ehrenamtlichen schnellüberlastet ist.

Auf der anderen Seite gab es auch die Erfahrung, dass gerade ein inklusives Miteinander richtig viel Spaß macht, wenn man sich einmal darauf eingelassen hat. Auf diese Erfahrungen kann man aufbauen.

 

 

6. Welche Erkenntnisse über den Auftrag von Kirche, Gemeinde und Pfarrdienst haben Sie durch das diakonisch profilierte Projekt gewonnen?

Ganz einfach gesagt: man muss mit dem leben, was man hat. Das gilt für die Ressourcen. Aber das gilt noch viel mehr für die Menschen, die vor Ort in den Kirchengemeinden sind. Gemeinsam das kirchliche und kommunale Leben zu gestalten, scheint eine reizvolle und neue Aufgabe zu sein. Gemeinsam, mit den Menschen vor Ort, vernetzt, nicht mehr nur exemplarisch, sondern mit anderen „im Quartier“, für die „Nächsten“ da zu sein. Da haben Kirchengemeinden und Pfarrerschaft noch viel zu lernen. Und dann Kirche nicht nur neu denken, sondern auch zu leben. Also keine Gesinnungsethik. Eine anzunehmende und bleibende Aufgabe.

 

 

7.    Kam es zu nachhaltigen Veränderungen?

Nachhaltige Veränderungen werden angestrebt. Wir wollen uns in Waiblingen an die „Quartiersarbeit“ machen. Für 2020 ist ein entsprechender Prozess geplant. Also nicht mehr ein abgeschlossenes Projekt, sondern eine Neuausrichtung: Inklusive Gemeindearbeit nicht mehr in und für die Kirchengemeinde, sondern zusammen mit anderen Akteuren im Gemeinwesen für die Menschen vor Ort. Ein gewisser Systemwechsel, der vollzogen werden soll. Dieses Vorhaben haben wir beim Diakonischen Werk angemeldet und Gelder aus dem „Aktionsplan Inklusion“ beantragt.