Kirche und Gemeinde weiter gestalten

In unserer Landeskirche gibt es 1.360 Kirchengemeinden. Die kleinste hat weniger 30 Gemeindeglieder, die größte mehr als 9.000. Ca. 1.500 Gottesdienste und 725 Kindergottesdienste werden Sonntag für Sonntag gefeiert – an Heilig Abend sind es sogar 3.000. Seit Beginn der Corona-Pandemie werden viele Gottesdienste auch digital angeboten. Für die Kirchengemeinden stehen aktuell 1.460 Pfarrstellen zur Verfügung. Dazu kommen über 200 Pfarrstellen sind im sog. Funktionsdienst, der die Arbeit des Gemeindepfarrdienstes unterstützt und ergänzt, z.B. in der Krankenhaus-Seelsorge.

Über 145.000 Gemeindeglieder engagieren sich ehrenamtlich in den Kirchengemeinden. Die Zahl derer, die sich darüber hinaus, z.B. in der Diakonie oder im Gemeinwesen einbringen, ist noch weit größer. 1.310 Gemeindehäuser stehen für Beranstaltungen sowie Gruppen und Kreise aller Art zur Verfügung. Und viele Kirchengemeinden bereichern das kulturelle und soziale Leben in den Städten und Kommunen durch ihre vielfältigen Angebote und Aktivitäten.

Durch die Corona-Pandemie sind viele Formen kirchlicher Arbeit nicht mehr möglich. Das verstärkt das Gefühl, dass all unser Engagement  nicht genügt. Wir erreichen längst nicht alle, die wir erreichen wollen. Die Aufgaben so groß, die Vielfalt möglicher Zielgruppen, Milieus und Lebenswelten noch größer – und die Kräfte so klein. Und immer gibt es andere Kirchengemeinden, die in der einen oder anderen Hinsicht besser aufgestellt sind als die eigene Gemeinde vor Ort.

Zu diesem Gefühl, nicht zu genügen, tragen auch eigene Idealbilder von Gemeinde bei. Wie viel Kraft wird investiert in den Wunsch nach größtmöglicher Selbständigkeit und dem Anspruch, als Kirchengemeinde ein Vollprogramm für alle Lebenslagen und Lebensfragen zu bieten? Kein Wunder, dass Haupt- und Ehrenamtliche sich unter diesen Umständen überfordert und ausgelaugt fühlen, nicht nur kräftemäßig, sondern auch mental und geistlich.

 

Wie können wir dieser Überforderungsfalle entkommen?

Eine einfache Frage könnte helfen. Sie lautet: „Wie geht’s leichter?“ Und die Antwort liegt auf der Hand: Gemeinsam geht’s leichter!

Also: nachbarschaftlich und regional kooperieren. Es müssen nicht alle alles tun – und schon gar nicht: alle alles an allen Orten.

Im Gegenteil: wer sich mit anderen Gemeinden abspricht und ergänzt, gewinnt deutlich hinzu – und die zehnjährige Erfahrung des EKD-Zentrums „Mission in der Region“ (ZmiR) zeigt, dass dies nicht nur für kleine, müde gewordene oder unsicher gewordene Gemeinden gilt, sondern genauso auch für Kirchengemeinden, die auf Kooperationen (noch) nicht angewiesen sind. Die einen sorgen dann z.B. für das „Grundprogramm“ gemeindlichen Lebens – andere gewinnen dadurch Freiräume, um z.B. mit Menschen in Kontakt zu kommen, die der Kirche und dem christlichen Glauben gegenüber gleichgültig oder ablehnend sind.

 

Wenn Sie Lust und Interesse haben, Kooperationen zu erproben, können folgende Fragen zum Beginn eines gemeinsamen Projekts hilfreich sein:

     

  • Was ist unser Auftrag im Blick auf die Menschen in unserer Umgebung?
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  • Worin sind wir am Ort unverzichtbar? (Verlässliche Präsenz)
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  • Was können wir gemeinsam tun/in Absprache und Solidarität gemeinsam verantworten? Z.B. Musikprojekte, Mitarbeiterschulungen, Konfiarbeit, diakonische Projekte …
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  • Wo stimmen wir uns ab, um Kräfte zu bündeln?
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  • Was kann einer stellvertretend für alle machen und wo lassen wir etwas, weil es andere tun?
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  • Und was dürfen wir getrost sein lassen, weil gerade kein Segen drauf liegt oder weil wir keine Leute dafür haben?
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